Lisa Stubert & Klemens Maget, Open Data Informationsstelle Berlin
...die Rahmenbedingungen der Open Data Informationsstelle Berlin (ODIS)
Wir sind ein Projekt der Technologiestiftung Berlin, dass über eine Zuwendung vom Land Berlin finanziert wird. Das in der Zuwendung vereinbarte Aufgabenprofil umfasst bestimmte Ziele, darunter unter anderem, dass wir die Senats- und Bezirksverwaltungen rund um Dateninventuren und Datenveröffentlichungen unterstützen und dass wir Anwendungen zur Nutzung von Open Data erstellen. Daneben setzen wir je nach Bedarf Projekte und Produkte um, und können auf aktuelle Themen und Entwicklungen reagieren, zum Beispiel wenn wir auf spannende offene Daten stoßen oder wenn der Wunsch nach bestimmten Infomaterial an uns herangetragen wird. .
...das Open Data Ökosystem der Berliner Verwaltung
Das Berliner Open Data Portal ist seit 2011 online und wir stehen im Austausch mit dem Betreiber. Die zentrale Stelle für Open Data im Land Berlin steuert das Thema Open Data landesweit, überwacht die Umsetzung der Open-Data-Verordnung und auch der Maßnahmen der neuen Open Data Strategie. Sie ruft unter anderem auch die AG Open Data ein: (fast) alle Bezirke und Senatsverwaltungen haben Open Data Beauftragte, mit denen es turnusmäßig zum Austausch kommt. Die Beauftragten sind für uns wichtige Ansprechpartner:innen, wenn es um Daten aus ihrem Verantwortungsbereich geht.
© ODIS Berlin |
© SenWeb |
...die Unterstützungsarbeit
Verwaltungsmitarbeiter:innen und verwaltungsnahe Akteur:innen können sich mit ihren Anliegen direkt an uns wenden und bekommen ganz unbürokratisch Unterstützung. Oft bleibt es auch nicht bei einem Termin: Man schaut sich gemeinsam Daten an, spricht über Prozesse, legt Metadaten fest und regt in einigen Fällen mit Prototypen auch eine spätere Nutzung der veröffentlichten Daten an. Egal, um was es geht, es nimmt meistens mehr Zeit in Anspruch als man denkt. Diesen Aufwand können wir natürlich auch nicht für jede einzelne Datenveröffentlichung leisten, deshalb versuchen wir auf unsere existierenden Infomaterialien hinzuweisen und Personen anzuleiten und zu schulen, statt alles für sie zu übernehmen.
...Infomaterialien und Wissensmanagement
Aus den Beratungsgesprächen wissen wir, an welchen Stellen im Veröffentlichungsprozess es auffällig oft hakt und wie Wissenslücken die Veröffentlichung blockieren. Für häufige auftretende Fälle erstellen wir Infomaterialien. Mittlerweile können wir bei vielen Anfragen auf Handouts und Leitfäden verweisen und die auch direkt mitschicken. Für viele Verwaltungsangestellte sind kurze, auf ihren Bedarf angepasste Materialien, die dann auch unkompliziert mit Kolleg:innen und Vorgesetzten geteilt werden können, sehr hilfreich. Gerade sind wir übrigens dabei eine „Open Data Journey“ zu entwickeln, um die einzelnen Themen und Schritte noch sortierter und verständlicher aufzuarbeiten und vermitteln zu können. |
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Flyer "Open Data Journey" | © ODIS Berlin |
...der schmale Grat zwischen Datenqualität und Motivation der Bereitstellenden
Bei dem Thema sind wir hin- und hergerissen: Nehmen wir das Beispiel eines Mitarbeitenden, der aus Eigeninitiative mit einem Excel-Datensatz zur ODIS kommt und ihn veröffentlichen möchte. Wir schauen uns die Datei an und denken: eigentlich müsste man da erst noch die Daten maschinenlesbar machen. Wenn man aber anfängt, den Leuten zu erklären, dass sie noch mehr Arbeit reinstecken müssten, ist die Gefahr groß, dass es den Leuten dann doch zu kompliziert wird und sie gar nicht erst veröffentlichen. Daher ist es manchmal einfacher zu sagen, wir helfen ihnen einfach beim Ausfüllen der Metadaten und dann stellen wir den Datensatz einfach online. In dem Fall ist der Datensatz zumindest als Open Data verfügbar, aber natürlich leidet oft die Qualität und dementsprechend auch die Nutzbarkeit der Daten. Das zugrunde liegende Problem ist, dass Daten in Verwaltungen an vielen Stellen so eingekauft oder erhoben und aufbereitet werden, dass sie gut in Berichten und Reports funktionieren aber maschinelle Weiterverarbeitung dabei weniger bedacht wird.
...Öffentlichkeitsarbeit und Prototypen
Neben den vielen Einzelgesprächen, die wir mit den datenhaltenden Stellen und Personen in der Verwaltung führen, möchten wir auch einen größeren Personenkreis auf mögliche Potentiale von Open Data innerhalb der Verwaltung aufmerksam machen, etwa in Form von Blogposts, Newslettern oder auf den Social-Media-Kanälen. Außerdem gibt es auch Meet-Ups, zuletzt zum Beispiel zum Thema Parkplatzdaten.
Screenshot aus der Erfrischungskarte, die Temperaturverhältnisse, Kaltluftverhältnisse und Schattenbereiche in Berlin visualisiert | © ODIS Berlin
Beim Protoyping nehmen wir offene Daten, die meist schon da sind oder an deren Veröffentlichung wir gerade arbeiten, und versuchen mit ihnen Diskussionsräume zu eröffnen. Wir haben zum Beispiel einen Prototyp zu Energiedaten gemacht, den wir genutzt haben, um mit der Verwaltung herauszufinden, welche Daten sie zum Bereich Energie eigentlich führen und welche nicht. Dabei haben wir auch die Fragen aufgeworfen, welche Aussagen man aus den existierenden Daten überhaupt ziehen kann und an welchen Stellen es Datenlücken gibt. Wie man sich vorstellen kann, ist man nicht überall in der Verwaltung über Projekte solcher Art begeistert. Bei anderen Projekten wiederum, freuen sich die Bereitsteller richtig, dass ihre Daten in Anwendungen kommen.
...Learnings aus vier Jahren ODIS
Allein die Vielzahl von Anfragen an uns und die Menge der mit unserer Hilfe veröffentlichten Datensätze zeigt, dass unser Angebot an die Verwaltungsmitarbeitenden im Land Berlin wichtig ist. So haben wir in den vergangenen Jahren mit den unterschiedlichsten Ämtern und Arbeitsgruppen zusammen gearbeitet und das Thema vorangebracht. Auch das kontinuierlich steigende Interesse an Veranstaltungen und Netzwerktreffen zeigt, dass wir viele Personen für die Relevanz von Open Data sensibilisieren können.
Eine Sache die uns beschäftigt ist, dass es langfristig auch nur bedingt nachhaltig ist, jedes Mal aufs Neue einzelnen Personen dieselben Dinge erklären zu müssen. Unsere Informationsmaterialien helfen hier sehr, wir denken aber, dass man Open Data in der Berliner Verwaltungslandschaft noch häufiger auf den Tisch bringen müsste.
Zudem können wir mit unserer Unterstützungsarbeit lediglich auf Symptome eingehen. Viel schwerwiegender ist, dass bis heute die digitale Infrastruktur im Land Berlin weiterhin so mangelhaft ist, dass sich gute und praktische Prozesse nur schwer etablieren lassen. Langfristig müssen vor allem Fachverfahren umgestellt werden, so dass sie automatisierte Exporte von qualitativ hochwertigen und möglichst unverarbeiteteten Daten ins Open Data Portal ermöglichen oder im besten Fall direkte Schnittstellen für die Datennutzer:innen bereitstellen. Schlicht: Open Data muss über das rein manuelle Befüllen des Portals hinausgehen.
Lisa Stubert und Klemens Maget vor dem CityLAB Berlin | © ODIS Berlin
Lisa Stubert ist seit 2020 wissenschaftliche Mitarbeiterin bei der Technologiestiftung Berlin und leitet dort das Projekt ODIS (Open Data Informationsstelle Berlin). Als studierte Umweltwissenschaftlerin und Geoinformatikerin konzipiert und programmiert sie außerdem gemeinsam mit dem CityLAB Berlin an digitalen Tools und Anwendungen, die offene Daten nutzen.
Klemens Maget unterstützt seit 2022 mit der ODIS die Berliner Verwaltung dabei, offene Daten über die lebendige Hauptstadt bereitzustellen und damit der Stadtgesellschaft mehr Transparenz und Wertschöpfung aus vorhandenem Wissen und Verwaltungshandeln zu ermöglichen. Vorher studierte er Geographie in Münster und arbeitete als Berater an den Themen Nachhaltige Stadtentwicklung, Smart City und Smart Region und als Projektleiter des Breitband-Kompetenz-Teams in Berlin.